


Text und Fotografie
Iris van den Broek
In der äußersten Spitze Südafrikas liegt ein ganz besonderer Ort, denn hier endet der Kontinent und treffen sich zwei Weltmeere. Genau in dieser faszinierenden Umgebung liegen die Lodges des Grootbos Private Nature Reserve. iFly-Reporterin Iris van den Broek reiste in diesen herrlichen Teil Südafrikas und berichtet von ihren Erfahrungen.


Ruaan ist Waldführer im Grootbos Private Nature Reserve, einem Naturreservat, wo man luxuriös und dennoch auf nachhaltige und umweltschonende Weise übernachten kann. National Geographic hat dieses Resort sogar zu einer der einzigartigsten Unterkünfte der Welt gekürt. Und obwohl ich gerade erst angekommen bin, verstehe ich schon jetzt, warum.
Grootbos-Lodge
„Die Aussicht hier wird nie langweilig“, sagt Ruaan. Ich starre durch die großen Fenster der Grootbos-Lodge und kann mir mehr als gut vorstellen, dass er recht hat. Weit unter mir rauscht der Ozean, die Hügel sind mit zahlreichen Pflanzen (fynbos) bedeckt und ich erblicke leuchtend weiße Sanddünen. Im Hintergrund erhebt sich der majestätische Elefantenberg aus dem Nebel des Ozeans.


Milkwood Forest
Zauberhafter Milchwald
Das Grootbos Private Nature Reserve (Grootbos ist Afrikaans für Großer Wald) besteht aus zwei Teilen: der Garden Lodge, die vor allem auf Familien mit Kindern ausgerichtet ist, und der Forest Lodge mitten im Milkwood Forest, in der ich wohne. Ruaan nimmt mich mit auf eine Tour durch diesen mehr als tausend Jahre alten Märchenwald. Zu jedem Baum weiß er eine Geschichte zu erzählen und ich bin fasziniert von den vielen einzigartigen Ökosystemen, die hier nebeneinander existieren.

Als er einen Zweig von einem Strauch pflückt und ihn zwischen seinen Fingern reibt, wird ein herrlicher Duft freigesetzt. „Confetti Bush“, lacht er. „Wir haben hier viele Pflanzen mit einzigartigen Eigenschaften und verwenden sie sowohl in der Küche als auch in Seifen- und Badeprodukten.“


Oase der Ruhe
In diesem wunderschönen Naturschutzgebiet aufzuwachen, ist ein Fest für die Sinne. Als ich morgens die Türen meiner Villa öffne, höre ich nichts als das Meer, den Wind und unzählige Vögel. Und dann diese Düfte! Ganz Grootbos ist ein einziges natürliches Parfüm, würzig und energiegeladen. Es ist höchst verlockend, den ganzen Tag gemütlich an meinem privaten Pool zu verbringen und mich von der Ruhe verwöhnen zu lassen. Doch die grandiose Umgebung schreit geradezu nach Aufmerksamkeit und bei mir steht jetzt eine Meeressafari auf dem Programm.



Vom Boot aus schaue ich mir das unermessliche Chaos an. Es sind so unvorstellbar viele Tiere, dass ich es kaum fassen kann. An Land purzeln sie fast übereinander, im Wasser tanzt eine wild klatschende Masse von Flossen und Schwänzen. Diese Robben verleihen dem Begriff „Gewusel“ eine ganz neue Dimension.
Dyer Island
Delfine, Haie und 60.000 Robben
Eine kurze Fahrt führt mich nach Gansbaai, wo mein Boot zu einer Tour nach Dyer Island abfährt. Die kleine Insel liegt direkt vor der Küste und wird von einer wahrlich bizarren Menge an wilden Tieren bewohnt. Unterwegs sehe ich Delfine, Kupferhaie, Wale und sogar ein paar Pinguine. Mein Reiseführer auf dem Boot erzählt, dass der Afrikanische Pinguin leider vom Aussterben bedroht ist. Früher gab es auf und um Dyer Island eine große Kolonie, aber davon ist nur wenig übrig geblieben. Was noch da ist, sind 60.000 Robben, die die Felseninsel Geyser Rock gegenüber Dyer Island bewohnen.


Walker Bay
Meereshöhlen aus der Urzeit
Am späten Nachmittag bringt mich Ruaan zum Walker Bay Nature Reserve, der Bucht, auf die man von Grootbos aus einen so schönen Blick hat. Das Gebiet erstreckt sich von Hermanus bis De Kelders (Die Keller), wo sich viele Meereshöhlen befinden. Eine der größten ist die Klipgat-Höhle: „Hier haben schon in der Steinzeit Menschen gelebt“, sagt Ruaan. Während die Wellen auf die Felsen peitschen, versuche ich mir vorzustellen, wie das Leben hier vor 85.000 Jahren wohl ausgesehen hat. Diese Höhle ist wortwörtlich ein Fenster zur Prähistorie.

Grootbos Private Nature Reserve
Grootbos kulinarisch
Ein ganzer Tag mit Meer und Strand macht hungrig, aber zum Glück fehlt es mir in Grootbos an gar nichts. Zusätzlich zu fantastischen Frühstücksbüfetts voller Superfoods, Obst, Nüssen und Honig aus dem fynbos und einem wundervollen Drei-Gänge-Lunch, wird mir jeden Abend ein großartiges, aus fünf Gängen bestehendes Abendessen serviert. Von butterzartem Thunfisch bis Pilzrisotto und von Garnelen-Curry bis hin zu saftigen Steaks – alles ist sehr exquisit und wird als ein kleines visuelles Spektakel präsentiert.

Natürlich bestehen die Speisen so weit wie möglich aus lokalen Zutaten. Darüber hinaus wird das zu jeder Mahlzeit gereichte Wasser mit Hilfe einer Solarpumpe selbst aus Sandstein extrahiert und vor Ort abgefüllt. Das ist einer der schönen ökologischen Aspekte, die diese Lodge so besonders machen. Beim Abendessen genieße ich die Abendsonne. Denn diese Aussicht ist und bleibt die Hauptattraktion von Grootbos und man hat sie von der eigenen Villa aus sowie beim Frühstück, Mittag- und Abendessen. Jedes Mal mit anderem Licht, anderen Farben und einer anderen Atmosphäre.


Kap Agulhas
Die südlichste Spitze Afrikas
Das Ausschecken am Morgen fällt mir schwer – welch ein wundervoller Ort ist das hier! Zum Glück gibt es da noch etwas Schönes, worauf ich mich freuen kann: etwas über eine Autostunde von Grootbos entfernt liegt Kap Agulhas, der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents. Die letzten Stückchen Afrika bröseln hier buchstäblich ins Meer. Oder besser gesagt: in die Meere. Denn hier trifft das warme Wasser des Indischen Ozeans auf das kältere Wasser des Atlantiks. Das nächstgelegene Festland in südlicher Richtung ist die Antarktis, 6.800 km entfernt.

Wohin ich auch blicke, überall ragen scharfkantige Felsen aus dem Meer. Kap Agulhas bedeutet wörtlich Nadelkap und das ist eine sehr treffende Beschreibung. Als ich meinen Blick über den riesigen Ozean schweifen lasse, wird mir bewusst, dass ich mich buchstäblich am Rande eines Kontinents befinde. Ein magischer Ort, um meine Reise ausklingen zu lassen.
