
Es war einmal eine heilige Insel, die erst zugänglich wurde, als das Meer sich zurückzog … Das klingt wie der Anfang eines Märchens, aber den Mont Saint-Michel gibt es wirklich. Der Felsen erhebt sich wie eine Fata Morgana aus dem Meer und übt auf Reisende aus aller Welt auch heute noch einen magischen Reiz aus.

Vom Meer verschlungen
Der Eiffelturm ist der berühmteste, doch der Mont Saint-Michel ist einer der markantesten Hingucker Frankreichs. Die Insel liegt vor der Küste der Normandie, etwa 3,5 Autostunden von Paris entfernt. Ursprünglich war der Mont Saint-Michel eine Gezeiteninsel, die sich nur bei Ebbe auf dem Landweg erreichen ließ. Bis 1879 war sie bei Flut völlig von der Außenwelt abgeschnitten. In jenem Jahr wurde ein Zugangsdeich angelegt, über den man auf die Insel gelangte, ohne nasse Füße zu bekommen.


Der Deich führte jedoch dazu, dass die Bucht in der Nähe der Insel versandete und deshalb wurde er vor einigen Jahren durch eine Brücke ersetzt. Die Insel ist jetzt Tag und Nacht zugänglich. Außer bei Springflut. Dann wird der Mont Saint-Michel wieder zum einstigen geheimnisvollen Ort: ein bewohnter Felsen, der vollständig vom Meer umgeben ist.


Reise in die Vergangenheit
Die Brücke führt Sie von der Gegenwart in die Vergangenheit, genauer gesagt ins Mittelalter. Die meisten Gebäude auf dem Mont Saint-Michel, einschließlich des Klosterkomplexes, stammen aus der Zeit von 1300 bis 1500. Nicht umsonst wird die Abtei La Merveille, das Wunder, genannt: sie ist eines der eindrucksvollsten gotischen Gebäude der Welt. Der Grundstein für diesen Komplex wurde 708 n. Chr. gelegt. Damals war die Insel bei Flut vollständig vom Meer umschlossen.
Das Meer hinderte die Franzosen nicht daran, die Klosteranlage über einen Zeitraum von 1300 Jahren noch größer, schöner und stärker zu machen.


Das hinderte die Franzosen jedoch nicht daran, die Klosteranlage über einen Zeitraum von 1300 Jahren noch größer, schöner und stärker zu machen. Sie bauten Festungsmauern und Wachtürme und machten den Mont Saint-Michel zu dem eindrucksvollen Fleckchen Erde, das er heute ist.
Verbrannt von einem Engel
Der Mont Saint-Michel ist von Legenden umwoben. Die berühmteste von ihnen schreibt die Schöpfung der Insel dem Erzengel Michael zu, der dem Bischof von Avranches, dem Heiligen Aubert, in einer Vision befahl, in seinem Namen eine Kirche oben auf dem Berg zu errichten. Aubert ignorierte die Vision zweimal, weil er sie nur für einen Traum hielt. Der Erzengel war anderer Meinung und während Aubert schlief, brannte er ihm mit dem Finger ein Loch in den Schädel und wiederholte seinen Befehl.
Aubert wachte auf, fühlte an seinem schmerzhaften Kopf und erkannte, dass die Vision kein Traum war. Er nahm die Sache ernst, baute eine Kirche und widmete sie seinem Auftraggeber, dem Erzengel Michael. Der Mont Saint-Michel war geboren und damit ein neuer Wallfahrtsort.

Werfen Sie einen Blick in die Abtei La Merveille, die bekannt ist als ein Meisterwerk mittelalterlicher Architektur. Die beste Art, den Mont Saint-Michel zu entdecken, ist bei einem gemütlichen Spaziergang. Sie können sich jede Menge Zeit lassen, denn über Ebbe und Flut brauchen Sie sich heute nicht mehr zu sorgen.
Der Weg nach oben
Auf der Insel Mont Saint-Michel gibt es nur eine einzige Straße, die Grande Rue. Sie verläuft entlang der Festungsmauer und ist von mittelalterlichen Häusern umgeben, in denen früher Bauern und Fischer lebten. Wenn Sie dieser Straße folgen, erreichen Sie 200 m höher die Grand Degré, eine Treppe mit 350 Stufen. Sie führt zum Eingang der Klosteranlage und dem angrenzenden Garten, wo Sie sich nach dem Aufstieg ein kleines Päuschen gönnen können.

