
Kennedy Town in Hongkong
Dieser westliche Außenposten ist dank einer neuen U-Bahn-Station schlagartig zum hipsten Ort auf Hong Kong Island geworden.
Dieser westliche Außenposten ist dank einer neuen U-Bahn-Station schlagartig zum hipsten Ort auf Hong Kong Island geworden.
2014 wurde die Hongkonger Island Line verlängert bis Kennedy Town. Das hatte eine Wiederbelebung der westlichen Spitze Hongkongs zur Folge und Hipster siedelten in Massen in diese Gegend um. So hat sich die ehemalige Tischtennishalle in eine Gin-Bar verwandelt, schlürft ein hip bebärtigtes Laptop-Publikum Fairtrade-Kaffee im Pop-up-Store und konnte sogar die Uni-Buchhandlung einer Hightech-Metamorphose nicht entrinnen.
Das geschmackvoll eingerichtete Ethos präsentiert mit musealer Grandeur Mode, Geschirr und andere Arbeiten von lokalen Designern. Das gilt zumindest für den Pop-up-Store. Gleichzeitig ist das Ethos nämlich eine Art Café, wo lokale Freelancer auf ihren MacBooks über Design bloggen. Ein dampfender Cappuccino und eventuell ein spätes Frühstück von der kleinen Karte dazu. Auf der finden sich neben dem all-day breakfast noch Salate und Sandwiches, die sich sowohl ästhetisch als kulinarisch sehen lassen können.
Einer der Gründe, warum Kennedy Town so jung und dynamisch ist, liegt in der Nähe zur University of Hong Kong (HKU). Für die Besucher des Campus lohnt sich vor allem das Run Run Shaw Heritage House. Einst saßen hier westliche Ingenieure in einem Gebäude, das aussah wie die chinesische Version eines britischen Landhauses; seit einigen Jahren ist der Hong Kong University Press Bookshop hier untergebracht. Das Interieur dieses Bücherparadieses wurde mit spezieller 3D-Software entworfen und die Schränke fügen sich nahtlos in die bizarr geformten Ecken des historischen Gebäudes ein, das mit Büchern über die Geschichte, die Kultur und die Architektur dieses einzigartigen Teils von China vollgestopft ist.
Hongkong ist reich an stimmungsvollen Tempeln, doch nur der Lo-Pan-Tempel ist dem Schutzheiligen der Bauarbeiter und Zimmerleute gewidmet. Der hat hier ein gutes Geschäft gemacht: 132 Jahre nach dem Bau seines Tempels ist die Insel überwuchert von Wolkenkratzern. Von außen fällt der Tempel durch das ungewöhnlich gezackte Dach auf, doch der wahre Schatz ruht im Inneren: viele Wandmalereien (mehr als in jedem anderen Tempel auf der Insel) und einzigartige Figuren aus der chinesischen Mythologie. In der Baubranche Tätige kommen auch heute noch her, um sich ihren Segen zu holen.
Auf dem westlichen Zipfel von Hong Kong Island liegt der Sai Wan Swimming Shed. Er wurde in den 1950er-Jahren gebaut für die Insulaner, die gern eine Runde im sogenannten Sulphur Channel an der Mündung des Victoria Harbour schwammen. Doch auch wenn Sie lieber auf dem Trockenen bleiben, ist dies ein wunderbarer Ort, um den Sonnenuntergang zu genießen. Der schlanke Pier garantiert ein paar instagramtaugliche Schnappschüsse.
Der Name des vegetarischen Restaurants Vanimal weist bereits darauf hin, dass sich Vegetarismus und Machismo keineswegs auszuschließen brauchen. Die Cocktail-Karte bestätigt das mit dem Mad Men, einem starken Whisky-Gebräu, in das Tabak zum Ziehen gelegt wurde. Trotz dieses Hauchs von Sixtiesnostalgie ist das Restaurant fest im 21. Jahrhundert verankert. Der Fang des Tages zum Beispiel ist eine Gemüsepräsentation und hat nichts mit Fisch zu tun. Die Auswahl kann mit hausgemachten Kräuterölen in einen individuellen Salat verwandelt werden. Übertrieben? Mag sein. Aber es ist hübsch anzusehen und schmeckt hervorragend. Nicht umsonst ist dies einer der großen Hits von Kennedy Town. Kosten Sie auch das langsam gekochte japanische Ei, das von einer Beurre blanc mit Shiitake-Pilzen und Artischocken-Chips begleitet wird. Lust auf einen spannenden Drink? Bestellen Sie den Leeches Blood Cocktail aus Wodka, Rote-Beete-Saft und Granatapfel.
Der weltweite Gin-Bar-Trend ist auch an Hongkong nicht vorübergegangen. Die Ping Pong Gintonería serviert als Extra zudem spanische Tapas. Streng genommen liegt diese sehr beliebte Bar in der ehemaligen Tischtennishalle Ping Pong City eben außerhalb von Kennedy Town. Allerdings nah genug (im Viertel Sai Ying Pun), sodass es schade wäre, sie auszulassen. Hinter den roten Türen wartet eine Mischung aus Hongkonger Nostalgie und mediterranen Elementen. Man hat die Wahl aus mehr als 100 Sorten Gin und es bleibt nicht beim klassischen Gin-Tonic mit einer Scheibe Zitrone, denn Alternativen mit Garnierungen aus frischem Rosmarin, Grapefruitschalen oder Zimt geben hier den Ton an.